Die im Oktober veröffentlichten Pläne von Verkehrsminister Schnieder, die Fahrschulausbildung zu reformieren, um den Führerschein günstiger zu machen, gefährdet schon jetzt die Branche, denn sie verursachen erhebliche Umsatzeinbrüche und führen zu einem völlig sinnlosen Ausbildungs-stau, so die MOVING International Road Safety Association e.V. in ihrer aktuellen Pressemitteilung.
Gleichzeitig wird angezweifelt, dass die Vorhaben überhaupt zu einem günstigeren Führerschein führen. Das Gegenteil wird befürchtet, es ist eher damit zu rechnen, dass die Kosten in die Höhe gehen, was auch von Branchenexperten bekräftigt wird.
Die jüngsten Zahlen aus Fahrschulen in ganz Deutschland zeigen laut einer Erhebung der MOVING eine alarmierende Entwicklung. Im November 2025 lagen die Anmeldungen über alle Führerscheinklassen hinweg (A, B, C und D) im Durchschnitt um 20 Prozent niedriger als im November des Vorjahres. In städtischen Gebieten wie zum Beispiel in Hamburg oder Frankfurt waren die Rückgänge sogar noch stärker mit bis zu 50 Prozent.
"Dabei ist nach wie vor völlig unklar, welches Einsparpotenzial der Minister tatsächlich erwartet oder welcher Preisrahmen für einen Führerschein künftig als realistisch gelten soll. Was jetzt dringend erforderlich ist, ist Planungssicherheit für die Fahrschulen und Transparenz für die Fahrschüler", fordert Jörg-Michael Satz, Präsident der MOVING. "Das Ministerium sollte sich in der Sache klar positionieren und einen Zeitraum nennen, ab wann der Führerschein 'billiger' wird."
Langfristige Schäden für Verkehrssicherheit und Ausbildungsqualität
Der Einbruch betrifft nicht nur Fahrschüler, sondern auch die Fahrlehrerausbildung. Viele Berufsanwärter zweifeln an, ob es angesichts der politischen Unsicherheit überhaupt noch sinnvoll ist, sich für den Fahrlehrerberuf zu entscheiden. Weniger Nachwuchs verstärkt den Fachkräftemangel und führt langfristig zu Engpässen bei Prüfungen und Fahrstunden.
Sascha Fiek, Geschäftsführer des VPZ - verkehrspädagogisches Zentrum Freiburg GmbH und selbst Fahrlehrer äußert sich besorgt: "Ein solcher Ausbildungsstau belastet nicht nur Fahrschüler, sondern gefährdet auch die Verkehrssicherheit, da qualitativ hochwertige Theorie- und Praxisausbildung Zeit, Struktur und qualifiziertes Personal erfordert."
Hinzu kommen indirekte Auswirkungen auf systemrelevante Führerscheinklassen wie C und D - und damit auf Logistik, Lieferverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr.
Appell der Branche: Digitalisierung ja, aber nicht auf Kosten der Sicherheit
Die Fahrschulbranche unterstützt die Digitalisierung ausdrücklich - allerdings als Ergänzung und nicht als Ersatz einer fundierten theoretischen Ausbildung. "Wir brauchen eine moderne, pädagogisch durchdachte Weiterentwicklung der Fahrausbildung", so Jörg-Michael Satz. "Was wir nicht brauchen, sind kurzsichtige Ankündigungen, die enorme Schäden verursachen, Ausbildungsprozesse blockieren und am Ende weder Kosten senken noch die Sicherheit erhöhen."