Angesichts eines dynamischen Mobilitätsumfelds, geprägt von einer Vielzahl an Verkehrsteilnehmern und unterschiedlichen Verkehrsarten, ist es entscheidend, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen, die Handlungen anderer vorausschauend einzuschätzen und angemessen darauf zu reagieren. Dies erfordert besondere Aufmerksamkeit, Konzentration und Verständnis für die Komplexität einer Verkehrssituation. Das Ziel des Verkehrssicherheitsprojekts war es, aufzuzeigen, dass jeder Verkehrsteilnehmende seine subjektive Sicht auf eine Verkehrssituation hat, die sich unter Umständen von der des neben ihm Fahrenden teilweise oder vollständig unterscheidet.
Das haben die Entwickler gemacht
Gezeigt wurden an einer vierarmigen Kreuzung die Blickwinkel von zehn verschiedenen Verkehrsteilnehmern, jeweils aus deren Perspektive. Jede hat je nach Verkehrsmittel andere Sichteinschränkungen. Diese können jeweils für sich alleine, gegenübergestellt oder im Gesamtüberblick dargestellt verkehrserzieherisch diskutiert werden. Auf diese Weise können auf der Wissens-, Einstellungs- und Verhaltensebene verschiedene Zielgruppen zu verkehrssicherem Verhalten in der Primär- und Sekundärprävention motiviert werden.
Eine erschöpfende und umfassende Verkehrsüberblicksgewinnung stellt eine unverzichtbare Grundlage für die im Straßenverkehr essentielle Gefahrenwahrnehmung dar. Gelingt diese nicht, kann auf potentielle oder evidente Gefahren nicht adäquat reagiert werden. Anhand der didaktischen Aufbereitung des produzierten Materials kann des Weiteren das Verständnis der einzelnen Verkehrsteilnehmern füreinander geschult und verbessert werden. Diese werden zum gezielten Perspektivenwechsel angeregt und erleben, wie sich aus verschiedenen Blickwinkeln etwa eine Kreuzungssituation für verschiedene Personen unterschiedlich darstellt.
Im Projekt wurde wissenschafts- und unfalldatenbasiert Foto- und Videomaterial im Realverkehr produziert, anhand dessen für die Zielgruppen vom Volksschulalter bis zu erfahrenen Berufskraftfahrern die Fähigkeit zur verkehrsspezifischen Beobachtung und Überblicksgewinnung sowie die Verkehrswahrnehmungs- und Gefahrenerkennungskompetenzen geschult werden können.
Umfassende Anleitung zur Perspektivenübernahme und Gefahrenwahrnehmung
Das die App ergänzende Benutzermanual soll laut Entwickler einerseits leicht verständlich den wissenschaftlichen und theoretischen Hintergrund der Verkehrssicherheitsanwendung, andererseits didaktische Hinweise für deren Anwendung im Klassen- oder Schulungsraum liefern. Basierend auf dem integrativen Modell der Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung, bietet das Manual fundierte Einblicke in die psychologischen und physiologischen Aspekte der Gefahrenwahrnehmung und beleuchtet verschiedene Einflussfaktoren im Straßenverkehr.
Die Entwicklung der Gefahrenwahrnehmung bei Kindern und Jugendlichen umfasst verschiedene psychologische und physiologische Aspekte. Sie durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen in der Gefahrenwahrnehmung, wobei das Verständnis von Risiken mit zunehmendem Alter wächst. Emotionen spielen dabei eine bedeutende Rolle und können das Fahrverhalten beeinflussen. Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme entwickelt sich ebenfalls im Laufe der Kindheit und Adoleszenz, was eine bessere Einschätzung von Verkehrssituationen ermöglicht. Erfahrung und Fahrkompetenz wirken sich positiv auf die Gefahrenwahrnehmung aus, wobei erfahrenere Fahrer eine verbesserte Fähigkeit zur Antizipation von Risiken zeigen.
Für Fahrschulen im Theorieunterricht verwendbar
Die neue Verkehrssicherheitsapp inklusive Benutzerhandbuch zur Gefahrenwahrnehmung im Straßenverkehr, ist in Österreich ab nächstem Jahr in Kombination mit einer Schulung erhältlich und bietet eine Unterstützung für alle Pädagogen bei der Mobilitätsbildung sowie für Fahrschullehrer im Theoriekurs, die sich für mehr Sicherheit im Straßenverkehr einsetzen. Der Einsatz in Deutschland wird derzeit geklärt. Mehr unter "sicher unterwegs" - Verkehrspsychologische Untersuchungen GmbH, Mag. Dr. Bettina Schützhofer Telefon: Tel: +43 1/957 50 38 oder +43 699/192 482 01, E-Mail: b.schuetzhofer@sicherunterwegs.at, website: https://www.sicherunterwegs.at