Für die Studie wurden 1.200 Personen ab 16 Jahren befragt: 94 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder geben an, dass der Schulweg zu häufig mit dem Auto zurückgelegt wird. „Das Elterntaxi ist oft gut gemeint, schafft aber mehr Risiken als Sicherheit“, erklärt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „In den Morgenstunden tummeln sich viele Kinder vor der Schule und wenn Kinder ‚eben schnell’ aus dem Auto aussteigen sollen, führt das schnell zu brenzligen Situationen – für sie selbst und für andere.“ Die Befragten sind sich einig, dass Kinder den Schulweg alleine schaffen: Neun von zehn (89 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass Kinder den Schulweg so früh wie möglich selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen sollten.
So kommen Kinder in Deutschland zur Schule
Für die TÜV-Umfrage wurden Eltern von Kindern im Alter von 6 bis 18 Jahren gefragt, wie ihr (jüngstes) Kind normalerweise zur Schule gelangt. Mehrfachnennungen waren möglich. Am häufigsten nutzen die Kinder öffentliche Verkehrsmittel oder den Schulbus (45 Prozent), 38 Prozent gehen zu Fuß und 30 Prozent fahren mit dem Fahrrad. Eltern aus kleineren Städten und Gemeinden (unter 20.000 Einwohnern) geben mit 54 Prozent häufiger als Eltern aus größeren Städten (38 Prozent) an, dass ihr Kind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Schulbus zur Schule kommt. Mit 42 Prozent wird in größeren Städten dagegen häufiger das eigene Fahrrad genutzt, während dieser Anteil in kleineren Orten nur bei 17 Prozent liegt. 13 Prozent der Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. „13 Prozent klingt zunächst wenig“, sagt Zaneta. „Aber bei einer Grundschule mit 600 Kindern sind das immerhin 78 Autos, die sich jeden Morgen kurz vor acht durch die Schulstraße drängen – und die Elterntaxi-Karawane staut sich über eine Länge von einem halben Kilometer.“
Gegen die eigenständige Mobilitätskompetenz
Aber Elterntaxis behindern nicht nur den Verkehrsfluss, sie schränken auch die Entwicklung der Mobilitätskompetenz von Kindern ein. „Für eine nachhaltige Mobilitätserziehung sind Elterntaxis Gift“, sagt Zaneta. Der TÜV-Verband appelliert an Eltern, die Mobilitätsbildung ihrer Kinder aktiv zu gestalten und zur selbstständigen Bewältigung des Schulwegs zu befähigen – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit Kinder eigenständig am Straßenverkehr teilnehmen können, ist jedoch eine sichere Verkehrsinfrastruktur unerlässlich. Doch der Ausbau sicherer Wege für Fußgänger und Radfahrer stockt. Hier fordert der TÜV-Verband Tempo und ausreichende Investitionen.